Energiegutachten von Reiter

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aktualisiert am:14.02.2024

Reiter News

DI Harald Reiter, DI Alois Knoll, Josef Heschl
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Der Grazer Plabutschtunnel wird "grün"

19.12.2013
Stromerzeugung durch Photovoltaik am Tunneldach, Windrädern und Blockheizkraftwerk

Der Betrieb eines knapp zehn Kilometer langen Tunnels ist nicht nur personell aufwändig, sondern auch in anderer Hinsicht teuer. Beim Plabutschtunnel zum Beispiel beträgt alleine der Stromverbrauch pro Jahr etwa das Tausendfache des Bedarfs eines Einfamilienhauses. Fünf Millionen Kilowattstunden werden vor allem für Beleuchtung und Lüftung im Jahr verbraucht, die monatliche Stromrechnung macht etwa 50.000 Euro aus. Ein stattlicher Betrag also, der sich durch eine einzigartige Idee von Alois Knoll, dem Regionalleiter der ASFINAG-Betriebstechnik, und Plabutsch-Betriebstechnik-Leiter Josef Heschl ab nun reduzieren wird.

330 Quadratmeter Photovoltaikmodule auf dem Tunnel-Vordach bringen künftig die Kraft der Sonne in den Tunnel, und sechs Windräder sorgen zu-sätzlich dafür, dass der permanente Fahrtwind in Strom verwandelt wird. Wobei sich diese Idee nicht nur wirtschaftlich rechnet, sondern insbesondere auch ökologisch ein Musterbeispiel darstellt. Plabutschtunnel und Überwachungszentrale Plabutsch werden also deutlich "grüner".

 

Ökonomisch und ökologisch ein Vorteil

Die Photovoltaik-Anlage, geplant von der Grazer Büro Reiter von Harald Reiter, die Module vom Kärntner Unternehmen Kioto, ist bereits seit Anfang Dezember in Betrieb. Die Module wurden direkt oberhalb des Südportals des Plabutschtunnels aufgestellt, der erzeugte Strom wird ausschließlich für den Tunnel verwendet. "Dadurch ist die Anlage auch besonders wirtschaftlich", weiß ASFINAG-Geschäftsführer Rainer Kienreich. Den höchsten Strombedarf bei der Einfahrtsbeleuchtung gibt es zudem bei starkem Sonnenschein, wenn also auch die Produktivität am höchsten ist. Alois Knoll: "Die Beleuchtung muss dann nämlich stärker sein, damit das Auge sich bei der Einfahrt langsam auf weniger Licht einstellen kann."

Die Photovoltaik-Anlage liefert im Schnitt etwa 60.000 Kilowattstunden pro Jahr, im Vergleich zum Gesamtverbrauch zwar ein geringer Anteil, durch den ausschließlichen Eigenverbrauch aber dennoch ökologisch sehr effizient und sehr ökonomisch. Kienreich: "Zusätzlich haben wir auch einen Einstrah-lungssensor montiert, der die Strahlungsstärke überwacht und damit auch auf eventuelle Verschmutzungen der Kollektoren hinweist."

 

Fahrtwind der Strom erzeugt

Einzigartig wird das Projekt druch eine clevere Kombination aus Sonnen- und Windenergie. Insgesamt sechs Windgeneratoren sollen spätestens Anfang 2014 in den hinteren beiden Galeriereihen beim Südportal montiert werden. Durch den Kamineffekt der Tunnelröhre in Kombination mit den einfahrenden Fahrzeugen ist es in diesem Bereich immer "windig", Strom kann also gleichsam rund um die Uhr erzeugt werden. Wie viel das aber sein wird, kann derzeit, weil es vergleichbare Anlagen noch nicht gibt, nur vorsichtig geschätzt werden. Knoll: "Bringt die Windanlage auch nur die halbe Maximalleistung, dann reduziert sich die finanzielle Amortisationszeit des gesamten Projekts sogar auf insgesamt sieben Jahre." Die vertikalen Rotorblätter sind übrigens in Schwarz gehalten, eine eventuelle Blendung von Verkehrsteilnehmern ist somit ausgeschlossen. Die Kosten für die Photovoltaik- und Windenergieanlage betragen etwa 130.000 Euro.

 

Demnächst heizt, kühlt und beleuchtet ein Blockheizkraftwerk

Den "grünen" Tunnel vervollständigt ein Blockheizkraftwerk, das ab dem kommenden Frühjahr neben der Überwachungszentrale Plabutsch entsteht. "Dort erzeugen wir mit Hackschnitzeln Strom, heizen im Winter unsere Überwachungszentrale und kühlen sie im Sommer", freut sich Knoll.


Und wenn die Photovoltaik- und Windanlagen die gestellten Erwartungen erfüllen. wird die ASFINAG auch andere Tunnelanlagen ökologisch aufrüsten, wo das technisch möglich und auch wirtschaftlich nachhaltig ist. Für die Sonnenkollektoren benötigt man neben der passenden Tunnel-Lage auch ausreichende Flächen, die Windrotoren sind bei den Tunneleinfahrten am effizientesten. Sprich, das kombinierte Öko-Energiesystem ist überall dort gut einsetzbar, wo Galerien die Möglichkeit des Einbaus bieten. In Frage kommen daher zum Beispiel die Tunnel Gleinalm Südportal und Bosruck neu (A 9 Pyhrn Au-tobahn), Tauern- und Katschbergtunnel (A 10 Tauern Autobahn) sowie der Roppener Tunnel (A 12 Inntal Autobahn). Dann kann man nur hoffen!